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Der heilige Norbert
Geboren um 1080 in der Nähe von Xanten in Westfalen, hat Norbert sich, wie Paulus, plötzlich bekehrt. Als junger Domherr lebte er in großem Prunk am Kaiserhof. Plötzlich änderte er seinen Lebensstil und gab alle seine Güter den Armen. Im Kölner Dom zum Priester geweiht, begann er mit mehr als 30 Jahren ein Leben als Pilger in Busse. Er reiste durch Frankreich - jetzt Belgien - und durch einen Teil Deutschlands, predigte Bekehrung, ermahnte die Kleriker, verteidigte das Papsttum und beriet sogar den Kaiser, bevor er in der Gegend zwischen Laon und Soissons seine ersten Anhänger in Prémontré, einem einsamen Ort in Nordfrankreich, sammelte.
Am Weihnachtsabend des Jahres 1121 legten Norbert und seine Gefährten in der Maria und Johannes dem Täufer geweihten Kirche ihre Profess ab: Der Orden der Regularkanoniker von Prémontré wurde gegründet. Nach kurzer Zeit wird in einem trockengelegten Sumpfgebiet eine große Abtei mit hohen Mauern errichtet. Eifrige Ordensmänner bevölkern eine bis dahin unbekannte, einsame Gegend, deren Name bald unter dem Klang von Hymnen und Psalmen in die Kirchengeschichte eintritt. Im Jahre 1126 wurde der Orden endgültig von Rom approbiert; im selben Jahr wurde Norbert zum Erzbischof von Magdeburg in Sachsen ernannt.
Dort arbeitete er sieben Jahre lang an der Heranbildung eines keuschen und selbstlosen Klerus. Nach seiner Italienreise als Begleitung von Papst Innozenz II. nach Rom erkrankte er und starb am 6. Juni 1134 zu Magdeburg. Bereits im Jahre 1582 wurde er vom ganzen Volk verehrt. Im 17. Jahrhundert wurden seine Reliquien von Magdeburg in die Prämonstratenserabtei von Strahov übertragen, deren Kirche im Jahre 1991 die ehrenvolle Erhebung zur Basilika zuteil wurde. Gütergemeinschaft, Gemeinschaftsleben, der Dienst für Gott und den Nächsten waren die Leitmotive des Gründers der Prämonstratenser.
Das Motto seiner Gefährten bringt seinen Eifer und seinen Weitblick zum Ausdruck: "Ad omne bonum opus parati - Bereit für jedes gute Werk."
Der Prämonstratenserorden
Nach der Ernennung Norberts zum Erzbischof von Magdeburg wurde der selige Hugo von Fosses zum ersten Abt von Prémontré gewählt. Unter seiner Regierung legte der junge Orden sein Charisma und seine Strukturen genauer fest. Der Prämonstratenserorden besteht aus unabhängigen Abteien und ihre Chorherren wollen, wie die in der ersten christlichen Gemeinde von Jerusalem verwirklichte apostolische Institution, nach dem Evangelium und nach der Regel des hl. Augustinus leben.
Seit dem Jahr 1124 nahm die Zahl der Prämonstratenserklöster zu: In Frankreich, Belgien, Westfalen, Bayern, Sachsen, Württemberg, den Niederlanden, Schottland, der Schweiz, Lothringen, Italien, Böhmen, Ungarn, Spanien, Griechenland und Palästina entstanden zahlreiche Abteien. Seit der Gründung des Ordens verbanden der hl. Norbert und seine Mitbrüder das Fasten mit körperlicher Arbeit. Die Zeit, die nicht der Seelsorge, der Gastfreundschaft an Armen und Pilgern und der Feier des Stundengebets gewidmet wurde, verwendeten sie für Betrachtung und Studium.
Einer Kirchenreform entsprungen, hat sich der Prämonstratenserorden immer für die Notwendigkeit der Bekehrung eingesetzt. Er hatte auch immer seinen Platz an der Kreuzung der Wege des Evangeliums, da er es verstand die augenblicklichen Notwendigkeiten der Kirche und der Gesellschaft wahrzunehmen. Das Ideal des hl. Norbert wurde verkörpert, seine Erfahrung hatte Erfolg und lebte weiter, war in allen Jahrhunderten aktuell und verjüngte sich in jeder neuen Lage.
Zu Beginn des dritten Jahrtausends ist der Prämonstratenserorden über alle fünf Kontinente verbreitet und Norbert, der Europäer, ist Bürger der ganzen Welt geworden. 1142 schrieb der hl. Bernhard an Melisande, die Königin von Jerusalem: " Die Empfehlung der Prämonstratenser, die ich an Sie richte, ist mehr überflüssig als kühn, denn sie empfehlen sich selbst und bedürfen keiner anderen Empfehlung." Man kann die Worte der Heiligen vergessen, aber ihre Empfehlungen bleiben bestehen.
Die Prämonstratenser in Mitteleuropa
Die Prämonstratenserabteien in Böhmen und Mähren gehen auf Heinrich Zdik, den Bischof von Olmütz zurück. Aufgrund seiner Einladung im Jahr 1143 schickte die Abtei von Steinfeld, in der heutigen Diözese Aachen gelegen, eine Gruppe von Prämonstratensern nach Prag. Dort entstand die erste Gemeinde, aus der 1143 die Abtei von Zion wurde, unter dem Namen Strahov bekannt. Dieser wieder entsprang ein Zweig der Norbertiner, der sich ‚über einen Teil Böhmens verbreitete und bis Mähren vordrang. Nachdem sie sich in Prag festgesetzt hatten, gründeten die Prämonstratenser von Strahov im Jahr 1145 Litomyšl, von wo 1150 Hradisko ausging. 1190 gründete Strahov Louka, 1193 durch den seligen Hroznata Teplá und 1209 Zábrdovice. Diese letzte Gemeinde gründete im Jahr 1211 das Nonnenkloster von Nová Říše, das 1641 den Prämonstratenser - Chorherren übertragen und 1733 zum Priorat erhoben wurde. Heinrich Zdik veranlasste das Stift Steinfeld, eine zweite Abtei in Böhmen zu gründen. 1149 errichten die Prämonstratenser von Steinfeld die Abtei Želiv, von der mit der Gründung von Milevsko im Jahr 1187 ein zweiter böhmischer Zweig der Prämonstratenser ausging.
Neben Nová Říše gründeten die Prämonstratenserabteien in Böhmen auch mehrere Norbertiner-Nonnenklöster: 1143/1150 Doksany, 1149/1150 louňovice, 1183 Kounice, 1202 Chotěšov. Das Priorat von Svatý Kopeček, um 1630 gegründet, wurde im Jahr 1902 zum Mutterhaus der Kongregation des Regulierten Dritten Ordens der Prämonstratenser.